E-Rennrad – Macht das überhaupt Sinn?

Rennradfahrer sind schon eine besondere Spezies! Getrieben von höchstem Ehrgeiz richtet sich der Fokus ausschließlich auf schnelle Rundenzeiten und maximalen Speed – so zumindest die Einschätzung vieler Zeitgenossen, die nur wenig verständnisvoll den Trainingseifer von Rennradfahrern nachvollziehen können. Passt ein E-Rennrad da überhaupt ins Bild? Wir wollen der Frage nachgehen, wann ein E-Rennrad wirklich Sinn macht.

Klar, jeder Rennradfahrer, der ein wenig mit Humor ausgestattet ist, wird schmunzelnd die Vorurteile über sich ergehen lassen. Auch wenn einige Punkte sicherlich mit spitzer Feder dargebracht werden, beim Rennrad handelt es sich ohne wenn und aber um ein 100-prozentiges Sportgerät. Rennräder sind auf ein minimales Gewicht getrimmt, verfügen über extrem leicht rollende, meist profillose Reifen und weisen insgesamt ein sehr aerodynamisches Gesamtbild auf. Diese besondere Gattung Fahrrad wird nur für ein Ziel gefertigt: Schnelle Rundenzeiten mit maximalem Speed zu ermöglichen. Nicht so recht ins Bild passen wollen in diesem Zusammenhang E-Rennräder. Auch wenn diese im Grunde das gleiche Ziel verfolgen, ausgestattet mit einem E-Antrieb wird dem elektrifizierten Rennrad oftmals der sportliche Aspekt abgesprochen. Auf dem ersten Blick scheint das zwar zuzutreffen, beim genauen Hinschauen lassen sich die Vorurteile allerdings schnell widerlegen.

Das E-Rennrad erweitert den Aktionsradius

Die Tour de France ist zweifelsohne das bedeutendste und wichtigste Straßenrennen der Welt. Viele Rennradfahrer im Hobbybereich schauen voller Ehrfurcht auf die Fahrer, die während der Tour jeden Tag nahezu unmenschliche Leistungen erbringen. Selbst Hobbyfahrer, die viel auf dem Sattel sitzen, scheitern an den Tageskilometern einer einzelnen Etappe. Doch nicht nur die Länge einer Strecke, sondern auch das Höhenprofil fordert Tribut. Steile Serpentinen-Auffahrten kosten immens viel Kraft und zehren mächtig an den Waden. Sollten weitere Bergauf-Passagen folgen, schwankt die Begeisterung schnell in Verzweiflung um. Sogar mit viel Training bleibt der Aktionsradius leider begrenzt. Das E-Rennrad kann überall dort seine Stärken ausspielen, wo selbst ambitionierte Rennradfahrer an ihre Grenzen kommen. Ausgestattet mit einem starken E-Antrieb und Tretunterstützung von bis zu 300% stellen weite Touren, steile Serpentinen oder unnachgiebiger Gegenwind kein Problem mehr dar.

Das Tempo der Profis mitgehen

Mit einem elektrifizierten Rennrad können selbst die härtesten Klassiker der Tour de France oder Vuelta a Espana angegangen werden – und das nicht nur von Profis! Fahrer eines E-Rennrades profitieren allerdings nicht nur von einem erweiterten Aktionsradius, sondern können zudem gerade bei Auffahrten mächtig das Tempo forcieren. Wieso also nicht mal die Geschwindigkeit der Profis mitgehen und sich ans Hinterrad hängen? Weniger trainierte Fahrer brauchen dank des E-Rennrades also nicht die Konfrontation mit stärkeren Fahrern auf einem herkömmlichen Rennrad scheuen. Besonders in der Gruppe lässt sich so locker „mitschwimmen“, ohne dass der Kontakt abreißt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h gewährleisten die Entkopplung des Systems und der leichtgewichtige Aufbau des E-Rennrades ein effizientes Pedalieren auch ohne Tretunterstützung. In flachen Etappen, auf denen das „normale“ Tempo im Schnitt über 25 km/h liegt und die Motorunterstützung somit wegfällt, bremst das System den Fahrer also nicht aus. Ob mit oder ohne Tretunterstützung: Der Trainingseffekt bleibt beim E-Rennrad erhalten.

E-Rennrad Optik: Das Auge fährt bekanntlich mit

Das moderne E-Rennrad steht der filigranen Optik eines unmotorisierten Rennrades in nichts nach. Bei den Marken-Herstellern investieren die Designer und Entwickler sehr viel Zeit für eine bestmögliche Systemintegration. Die äußerst dezent in den Rahmen integrierten Antriebe genügen sowohl technisch als auch optisch selbst den höchsten Anforderungen. Das Resultat sind Rennräder, die erst auf den dritten Blick einen E-Antrieb erkennen lassen. Wie bei herkömmlichen Rennrädern findet entweder Carbon oder Aluminium als Rahmenmaterial Verwendung, bei den Gabeln handelt es sich meist um Vollcarbongabeln. Die Platzierung des E-Bike Akkus im Unterrohr gewährleistet eine saubere Formgebung ohne störende Ecken und Kanten. Eine kräftige und gut dosierbare Verzögerung stellen Scheibenbremsen sicher, die gegenüber Felgenbremsen nicht nur mehr Bremspower bieten, sondern auch bei jeder Wetterlage durch gleichmäßige Bremsleistung zu begeistern wissen. Bei vielen E-Rennrädern ist zudem der Trainingspartner in Form einer App bereits mit an Bord. Moderne Schnittstellen erlauben eine weitreichende Auswertung der Leistungsdaten.

Das E-Gravel Bike: Ein E-Rennrad auf Abwegen

Moderne Gravel-Bikes vereinen die Vorteile des Rennrades mit der Möglichkeit, auch auf Schotterpisten ordentlich Kette geben zu können. Einer der offensichtlichsten Unterschiede zwischen E-Rennrad und E-Gravel Bike ist die Bereifung. Die breiten und voluminösen Reifen sorgen für mehr Fahrkomfort, Dämpfung, Grip und Traktion – und das alles bei einem erstaunlich leichtfüßigen Rollverhalten. Das ermöglicht dem Fahrer nicht nur schnelle Runden auf Asphalt, sondern auch flotte Fahrten abseits des grauen Teerbandes. Doch nicht nur beim Untergrund zeigt sich das Gravel-Bike sehr experimentierfreudig. Dank spezieller Befestigungspunkte lassen sich mit wenigen Handgriffen Gepäckträger und Schutzbleche nachrüsten, wodurch sich das Bike zu einem sehr vielseitigen Tourer umwandeln lässt. Mit dem E-Antrieb gestalten sich nicht nur Fahrten mit Gepäck wesentlich entspannter, sondern auch das Schieben des Bikes bergauf wird reduziert. Das Motto lautet klar: „Wieso schieben, wenn ich auch fahren kann?!“

Fazit:

Das E-Rennrad bringt Hobbysportlern einen Zugewinn an Fahrspaß sowie einen erweiterten Aktionsradius. Steile Rampen lassen sich dank E-Antrieb souverän und leichtfüßig bewältigen. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h gewährleisten die Entkopplung des Systems und der leichtgewichtige Aufbau ein effizientes Pedalieren auch ohne Tretunterstützung. Der äußerst dezent in den Rahmen integrierte Antrieb sorgt für ein sehr dezentes Erscheinungsbild. Wer neben Asphalt auch gerne Schotter unter die Räder nimmt, kommt mit einem E-Gravel Bike voll auf seine Kosten.